▩ Bauteilflächen (1)
Verklebungen von Stößen und Überlappungen der Luftdichtheitsschichten (z.B. Folien, Plattenwerkstoffe), unverputzte Mauerwerksflächen (z.B. hinter Vorwandinstallationen, in Höhe des Fußbodenaufbaus)
▩ Übergänge zwischen Bauteilen bzw. Bauteilanschlüssen (2)
Innen-Außenwandanschlüsse, Einbindungen von Holzbalkendecken in Außenwände, Fußboden-Wandanschlüsse, Anbindungen von Dampfbremsen (hier zugleich Luftdichtheitsschicht) an Massivbauteile und Holzkonstruktionen, Anschlüsse von Fenstern, Rollladenkästen und Türen
▩ Durchdringungen (3)
Rohrleitungen z.B. für sanitäre Anlagen und Lüftungsanlagen, Kamine, Elektroleitungen, Steckdosen, Schalter, Einbauleuchten, Sparren bei Sichtdachstühlen, Installationsschächte
▩ Funktionsfugen (4)
Schließfugen/Beschläge an Fenstern und Türen, Dachbodentreppen
Sollen eine oder mehrere Wirkungsweisen betrachtet werden, können unter anderem folgende Parameter in die Bewertung einfließen:
■ Lage (z.B. Dach- oder Erdgeschoss) und
■ Größe (hier: Fläche) der Leckage,
■ Strömungsgeschwindigkeit bei definierter Druckdifferenz,
■ Aufbau der hinter der Leckage vorliegenden Konstruktion,
■ Nutzung der Räumlichkeiten,
■ Anforderungen aus Regelwerken (z.B. Fugenluftdurchlässigkeit bei Fenstern).
Aus den obigen Ausführungen wird deutlich, dass ein „Grenzwert“ für die häufig einzig und allein herangezogene Strömungsgeschwindigkeit (z.B. 2 m/s) kein ausreichender Bewertungsmaßstab ist.
Beispiel Zugluft/Kaltluftseen: Bei groben Undichtheiten der Gebäudehülle kommt es nicht selten zu Zuglufterscheinungen und Kaltluftseen am Boden. Wer aber ständig fröstelt und kalte Füße hat, wird rasch anfällig für Infekte. Gleichzeitig kann Zugluft schmerzhafte Muskelverspannungen auslösen. Hinzu kommt die trockene Heizungsluft, die entsteht, weil wir gegen die Unbehaglichkeit anheizen: Die Folge sind gereizte, austrocknende Schleimhäute, die uns nicht mehr so gut vor Krankheitserregern schützen können. Dabei fühlen sich gerade die in trockener Heizungsluft besonders wohl.
Beispiel Lärm: Lärm kann krank machen. Sei es, weil er uns den Schlaf raubt oder den Körper mit Stresshormonen flutet. Schallschutzfenster sollen zumindest den Lärm von draußen aussperren. Weil Schallwellen selbst durch kleine Ritzen den Weg nach drinnen finden, funktioniert das aber nur bei wirklich dichter Gebäudehülle. Auch störende Geräusche aus Nachbarwohnungen lassen sich durch eine entsprechend dichte Bauweise bremsen.
■ Warme Heizungsluft strömt durch Leckagen unkontrolliert nach draußen und wird durch kalte Außenluft ersetzt. Diese muss immer wieder auf Raumtemperatur hochgeheizt werden.
■ Nutzer heizen gegen die von Fehlern in der Gebäudehülle ausgelöste Unbehaglichkeit an und erhöhen auch dadurch den Energieverbrauch (vgl. „Zugluft und Kaltluftseen").
■ Nicht nur Heizungen, auch Lüftungsanlagen arbeiten weniger effektiv als berechnet, weil zusätzliche Luftströme durch Lecks ihren ordnungsgemäßen Betrieb stören.
Feuchteschäden
Feuchtwarme Raumluft gelangt durch Lecksin der luftdichten Ebene ins Innere der Baukonstruktion. Beim Abkühlen kann sich die Feuchte dort als Tauwasser niederschlagen. Verborgenes Schimmelwachstum, Hausschwamm sowie ein Durchnässen von Bauteilen sind nur einige der möglichen Folgen. Geschieht Letzteres, kühlen raumseitige Oberflächen trotz Dämmung oft soweit ab, dass es auch hier zu Feuchteschäden mit nun sichtbarem Schimmel kommt. Einen ähnlichen Effekt hat es, wenn kalte Außenluft durch Lecks strömt und deren Umgebung auskühlt.
Versagender Lärmschutz
Wo immer Luft strömt, breiten sich auch Schallwellen ungehindert aus. Deshalb verlieren selbst beste Lärmschutzfenster an Wirkung, wenn sie nicht absolut dicht eingebaut wurden oder die Gebäudehülle andere Fehlstellen aufweist. Bei Leckagen zu angrenzenden Wohnungen/Nutzungseinheiten droht Lärmbelästigung von nebenan.
Schlechte Raumluftqualität
Schadstoffe wie Radon, Feinstaub, Allergene und Rauchgase gelangen durch Fehlstellen in der dichten Gebäudehülle unkontrolliert ins Gebäudeinnere. Gleiches gilt für zwar harmlose, aber unangenehme Gerüche aus der Umgebungsluft. Auch Sporen von Schimmel innerhalb der Baukonstruktion sowie Staub aus den Baustoffen finden auf diesem Weg nach drinnen und belasten die Raumluft. Liegen interne Leckagen vor, können Schadstoffe, Gerüche oder gefährlicher Brandrauch zudem von einer Nutzungseinheit in die nächste wandern.
Komfortverluste
Fehler in der Gebäudehülle führen zu unbehaglichen Räumen. Im Winter und bei starkem Winddruck „zieht" kalte Luft spürbar durch Lecks nach drinnen. Raumseitig ausgekühlte Oberflächen lösen ebenfalls Zuglufterscheinungen oder allgemeines Kälteempfinden aus, weil sie Luftbewegungen in Gang setzen. Solche kalten Wandoberflächen entstehen im Umkreis direkt von Außenluft durchströmter Leckagen, an Wärmebrücken oder auch, weil die Wärmedämmung durchfeuchtet und nicht mehr funktioniert (vgl. oben „Feuchteschäden"). Vor allem in Fußbodennähe sammelt sich einströmende Kaltluft zu regelrechten Seen und stört das Wohlbefinden der Nutzer.
Eine Luftdichtheitsmessung sollte Bestandteil jeder Bauabnahme sein und im Bauvertrag aufgenommen werden. Große Vorteile bieten früh angesetzte, baubegleitende Untersuchungen, weil dann fehlerhafte Ausführungen oder Fehlstellen zumeist rasch und kostengünstig beseitigt werden können (vgl. Einhaltung von Grenzwerten, Verfahren).
Je nach Untersuchungszweck müssen bestimmte Randbedingungen vorliegen. Dazu gehört beispielsweise bei baubegleitenden Untersuchungen, dass Dampfbremsen mechanisch gesichert sein müssen, damit sie durch die Untersuchung keinen Schaden nehmen. Mit dem Messdienstleister sollte im Vorfeld genau der notwendige Zustand des Objektes abgeklärt werden, um unnötige Anfahrten und damit unnötige Kosten zu vermeiden.
Was an der Fensterfuge im Kleinen wirkt, läuft bei anderen Bauteilen übrigens genauso ab.
▩ Mauerwerk und Betonteile: Bei Mauerwerk – auch bei später nicht mehr zugänglichen Bereichen (z.B. Vorwandinstallationen) - ist in der Regel eine Putzlage oder ein Glattstrich aufzubringen. Betonbauteile, die nach DIN 1045-2 hergestellt werden, gelten als luftdicht.
▩ Luftdichtheitsbahnen: Luftdichtheitsbahnen können zum Beispiel aus Kunststoff, Elastomeren, Bitumen und Papierwerkstoffen bestehen.
▩ Plattenmaterialien: Gipsfaserplatten, Gipsplatten, Faserzementplatten, Bleche und Holzwerkstoffplatten gelten in der Fläche als luftdicht. Gesonderte Maßnahmen sind im Bereich von Stößen, Anschlüssen und Durchdringungen zu ergreifen. Undicht sind zum Beispiel üblicherweise Trapezbleche im Bereich der Überlappungen, Nut-Feder-Schalungen, Platten als raumseitige Bekleidung im Bereich von Anschlüssen und Durchdringungen ohne gesonderte Maßnahmen.
▩ Luftdichte Ausbildung von Fugen: Als Dichtungsmaterialien können beispielsweise vorkonfektionierte Dichtschnüre, -streifen, -bänder, Klebebänder, Dichtstoffe und Spezialprofile eingesetzt werden. Vorkomprimierten Dichtbändern sind nur bei einer ausreichenden Komprimierung luftdicht. Fugenfüllmaterialien, zum Beispiel Montageschäume, sind zur Herstellung der erforderlichen Luftdichtheit nicht geeignet.
▩ Anschlüsse: Anschlüsse von Luftdichtheitsbahnen können zum Beispiel durch Einputzen, Kombination von Latten/Profilen mit vorkomprimierten Dichtbändern, Kombination von Latten und Profilen mit Klebemassen und Klebemassen ohne Latten oder Profilen hergestellt werden. Insbesondere das letztgenannte Beispiel bedingt eine besondere Beachtung des Untergrundes und der Arbeitsorganisation.
▩ Durchdringungen: Durchdringungen können durch Flansche, Schellen, Formteile, Manschetten oder Klebebänder luftdicht angeschlossen werden.
▩ Ausführungsplanung
■ Geschlossenheit der luftdichten Hülle überprüfen ■ Materialien für die Luftdichtheitsebene und Anschlüsse festlegen ■ Ausführungsdetails (mind. 1:10) zeichnen und Arbeitsanweisung formulieren ■ Dauerhaftigkeit der Anschlüsse und Materialien berücksichtigen
▩ Ausschreibung
■ Thema Luftdichtheit explizit in Ausschreibung und Verträge aufnehmen ■ Ausschreibung von laufenden Metern Anschlüssen bzw. einzelnen Durchdringungen ■ Materialien genau benennen ■ baubegleitende Untersuchung und Luftdichtheitsmessung nach Fertigstellung der Gebäudehülle gesondert ausschreiben
▩ Objektüberwachung
■ verwendete Materialien überprüfen ■ Sichtkontrolle der ausgeführten Anschlüsse und Durchdringungen ■ baubegleitende Untersuchung und Luftdichtheitsmessung nach Fertigstellung der Gebäudehülle in den Bauablauf einplanen und durchführen
Weitere Hinweise zum Thema Lüften in modernen und modernisierten Häusern finden Sie hier